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Workshop in Störmthal


Am Samstag, den 23. September, lud die Gemeinde zum Workshop an der Rödgener Straße in Störmthal ein. Neben der Feuerwehr versammelten sich 25 Bürgerinnen und Bürger, um mit Bürgermeister Strobel, Bauamtsleiter Wiederanders und Projektleiter Tozzi über das verfallene Grundstück nebenan zu diskutieren.


 

Besichtigung und Geschichte

Workshop-Gruppe auf dem Grundstück

Zuerst ging es mit der Allen auf das Grundstück in der Rödgener Straße 3. Darauf befinden sich viele wuchernde Gräser, Büsche und Bäume, weshalb der Bauhof am Vortag zunächst eine 20 Meter lange Schneise in das Gestrüpp fräsen musste. So könnte sich Groß und Klein das Grundstück von innen anschauen. Bei einem Blick durch die Fenster fällt auf, dass die Bausubstanz durch die Natur, aber auch durch Vandalismus ordentlich gelitten hat.

Die Geschichte des Gebäudes ist besonders abwechslungsreich. Vor hunderten Jahren stand dort ein Aussichtsturm, später wurde dieser zum Gärtnerhaus des Schlosses zurückgebaut. Eine frühere Bewohnerin erzählte im Workshop, dass sich in den Anfangsjahren der DDR dort noch ein Palmenhaus mit hohen Glasdächern befand. Auch dieses wurde laut der Augenzeugin in den 60er- und 70er-Jahren zurückgebaut, damit das Grundstück allein als Familienwohnsitz genutzt werden konnte. Nach der Wiedervereinigung viel das Grundstück der Gemeinde zu, die der dort lebenden Familie ein lebenslanges Nutzungsrecht einräumte. Seit dem Auszug der letzten Familienmitglieder in den 2010er Jahren geriet das Grundstück an der Rödgener Straße 3 immer mehr in Vergessenheit. Jetzt soll es unter starker Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger ein neues Schicksal finden.

 

Vorschläge und Expertenmeinung



Zurück auf dem Rasen neben der Feuerwehr ging es im Workshop mit den Ideen auf den zwei Plakaten weiter. Diese wurden in den letzten 3 Monaten gesammelt und dokumentierten, dass sich die Menschen in mindestens 3 Punkten vollkommen einig sind:

  • Das Grundstück soll der Entspannung dienen. Es soll Ruhe und Verbundenheit zur Natur ausstrahlen und die Leute sollen sich dort wohlfühlen.

  • Die Grundstücksmauer soll erhalten werden und mit schönen Pflanzen sowie Bildern aus der bewegten Geschichte Störmthals bestückt werden.

  • Das Haus soll kein Privatwohnsitz werden. Es soll auch keinen „Mondlandschaft“ aus Stahl und Beton dort entstehen. Stattdessen sollen Grundstück und Haus öffentlich zugänglich sein und einen Nutzen für die Allgemeinheit bieten.

 

Was unter „Nutzen für die Allgemeinheit“ verstanden wird, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Das zeigen die vielen unterschiedlichen Vorschläge auf den Plakaten, die von Projektleiter Adrian Tozzi in folgende Kategorien zusammengefasst wurden:

Flipchart mit den Tehmenbereichen

  • Jugendwünsche:
    Soccerworld, Lasertag, Streichelzoo, Wasserpark, Spielzeugladen
  • Tourismus:
    öffentliche Toilette, Wohnmobil-Plätze, Touristen-Information, Tankstelle, Geldautomat, Trinkwasserbrunnen
  • Kultur:
    Park, Erlebnis-Treff, internationale Begegnungsstätte, Sommerkino, Mehrgenerationenhaus, Erinnerungskultur Tagebau
  • Sport & Freizeit:
    Unterstand für Radlerinnen und Radler, Sauna, Sitzgelegenheiten, Kegel-Anlage, Volleyballfeld, Picknickecke
  • Gastronomie:
    Bäcker, Kiosk, Imbiss, Tante-Emma-Laden, Konsum, Kneipe, Restaurant

 

Bauamtsleiter Patrick Wiederanders gab den Teilnehmenden nach der kurzen Vorstellung aller Vorschläge seine rechtliche und verwaltungstechnische Einschätzung bezüglich der Umgestaltung des Grundstücks wider. Die wichtigsten Punkte waren:

  • Denkmalschutz:
    Das Gebäude und die Grundstücksmauer gehören als ehemaliges Gärtnerhaus zum denkmalgeschützten Schloss. Sie wesentlich zu verändern bzw. abzureißen ist nicht unmöglich, wird aber langwierige Diskussionen mit dem Amt für Denkmalschutz nach sich ziehen, die keine Garantie auf Erfolg haben. Ein Anbau hingegen, der sich optisch stark von dem ursprünglichen bau abgrenzt, stellt in aller Regel kein großes Problem für den Denkmalschutz dar.
  • Flächennutzungsplan:
    Laut Flächennutzungsplan ist das Grundstück zwar am äußersten Rand, aber dennoch im Ort Störmthal und kann deshalb auf viele Weisen und ohne etwaige Zusatzanträge und -absprachen mit Dritten bebaut werden.
  • Wirtschaftlichkeit:
    Für den Bau bzw. Umbau des Grundstücks und des Hauses gibt es oft Fördertöpfe, über die die Gemeinde einen Großteil des Geldes finanzieren könnte. Das Hauptaugenmerk sollte allerdings auf den langfristigen Kosten für Unterhalt, Renovierung, Fixkosten, Gartenpflege usw. liegen. Die Gemeinde wird sich kein dauerhaftes Zuschussgeschäft leisten können. Außerdem soll das Grundstück nicht nach 4-5 Jahren wieder brach liegen, weil das Nutzungskonzept zu sehr auf Bezuschussung oder Freiwilligenarbeit gesetzt hat.

 

Diskussion und Ergebnisse

Nach einer kleinen Kaffeepause ging es in offene Diskussion. Alle Teilnehmenden konnten zu ihren und zu anderen Vorschlägen stellungnehmen und Argumente austauschen. Im Folgenden werden die Ergebnisse dieser Diskussion zusammengefasst.

Ergebnisse der Diskussion

Jugendwünsche:

Alle Jugendwünschen fallen leider aus verschiedenen baurechtlichen Gründen aus. Vor allem der mangelnde Platz im Gebäude und die strengen Auflagen des Denkmalschutzes machen hier einen Strich durch die Rechnung. In der Diskussion zeichnete sich auch direkt ab, dass große Attraktionen wie ein Streichelzoo oder ein Wasserpark an dieser Stelle mehrheitlich als zu touristisch und zu pompös empfunden wurden.

Tourismus:

  • Eine öffentliche Toilette wurde mehrheitlich als wünschenswert angesehen. Leider kann sie aufgrund des fehlenden Wasseranschlusses nicht mehr auf den neugebauten Parkplatz gegenüber gesetzt werden. Der allgemeine Wunsch aus der Runde war es, die Toilette in die zukünftige Nutzung des Grundstücks zu integrieren und damit dem „Wildpinkeln“ an See und Radweg etwas entgegenzuwirken. Außerdem gab es große Zustimmung dafür, die Reinhaltung der Sanitäranlagen durch Gebühren für den Toilettengang zu finanzieren.
  • Wohnmobilplätze und Tankstelle sind einhellig abgelehnt worden. Die schmale Rödgener Straße würde damit zum Anlaufpunkt für „Blechlawinen“ an PKWs und Wohnmobilen gemacht.
  • Für einen Aushang oder ein Plakat zur Touristen-Information gab es weder große Zustimmung, noch starke Ablehnung. Jedoch sollte diese lieber am Aussichtspunkt befestigt werden und nicht am Grundstück der Rödgener Straße 3.
  • Ein Trinkwasserbrunnen für Mensch und Hund wurde von den meisten Anwesenden befürwortet. Er könnte im Zusammenhang mit der öffentlichen Toilette installiert werden.


Kultur:

  • Haus und Mauern komplett zu entfernen, um einen öffentlichen Park mit Ruhegelegenheiten zu schaffen, wäre aus Denkmalschutzgründen kaum möglich. Außerdem war eine Mehrheit der Anwesenden dafür, Haus und Grundstücksmauer zu erhalten. Allerdings gab es große Zustimmung dafür, dass die Wiese auf dem Grundstück zugänglich sein sollte, dass die gewachsenen Bäume möglichst erhalten und die Grünanlagen gepflegt werden sollten. Zudem war die Überlegung, ob das ehemalige gläserne Palmendach neu errichtet und bepflanzt werden könnte. Diese kostspielige Idee fand zwar Zustimmung, müsste jedoch erst einmal finanziert werden.
  • Der Erlebnis-Treff und die Begegnungsstätte für Jugendlich schieden leider auch aus Gründen der Wirtschaftlichkeit aus. Sie könnten zwar mit Fördermitteln finanziert werden. Allerdings ist der Betrieb über einen Förderzeitraum von 2-5 Jahren hinaus nicht sicherzustellen und birgt deshalb die Gefahr, dass das Grundstück wieder einmal in einen Dornröschen-Schlaf fällt.
  • Das Mehrgenerationenhaus wurde allgemein als gute Idee empfunden. Jedoch kann das Haus aus Denkmalschutzgründen schwerlich ausgebaut werden. Außerdem bietet die Grundfläche von ca. 350 m² zurzeit kaum Platz für mehrere Familien. Zudem würde die Öffentlichkeit mit einer Nutzung als Mehrgenerationenhaus wahrscheinlich von der Nutzung des Grundstücks weitgehend ausgeschlossen, was die meisten Teilnehmenden als rote Linie wahrgenommen haben.
  • Ein Sommerkino oder andere kulturelle Veranstaltungen wie kleine Konzerte oder Aufführungen wurden von der Runde als positiv aufgenommen. Allerdings gab es starke Bedenken im Hinblick auf die Veranstaltungen, die in den letzten Monaten und Jahren im Schloss stattfanden. Dort kam es oft zu Ruhestörung durch private Feiern. Wenn es also gelegentlich Veranstaltungen auf der Wiese der Rödgener Straße 3 geben sollte, dann müssten bestimmte Regeln eingehalten werden. Es sollte nicht jede Woche zu lauten Veranstaltungen kommen, sondern nur zu ausgewählten Terminen. Die Veranstaltungen sollten immer öffentlich und so gestaltet sein, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Störmthal gern dort hingehen. Außerdem sollte besonders auf die Ruhezeiten sowie die Verschmutzung durch Lärm, Licht und Müll geachtet werden.
  • Durchweg positiv aufgefasst wurden Ideen zur Erinnerungskultur an den Tagebau und die Geschichte von Störmthal. Es gibt viele Leute in Störmthal, die Erinnerungen und Fotografien besitzen. Diese könnten als große Tafeln an der Grundstücksmauer oder in einem separaten Raum im Haus für Einheimische und Touristen ausgestellt werden. Damit würden die hohen Fixkosten eines kompletten Heimatmuseums entfallen. An oder in der Rödgener Straße 3 auch einen Ort der Heimatgeschichte zu mit einer anderen Nutzung zu kombinieren, wurde von allen Anwesenden befürwortet.


Sport & Freizeit:

  • Kegel-Anlage, Volleyballfeld und sonstige große Sportanlagen sollten nicht an die Rödgener Straße 3 kommen. Stattdessen sollte man das Gelände rund um das Sportlerheim ergänzen und dort eventuell weitere Möglichkeiten für den Breitensport schaffen. Diese Einstellung teilte die große Mehrheit der Anwesenden.
  • Eine Sauna könnte allein wegen der dauerhaft hohen Energiepreise wohl nicht wirtschaftlich betrieben werden. Eine Mehrfachnutzung z.B. in einem Haus mit Bäcker-Ofen wäre vielleicht sinnvoll, wurde aber von den Anwesenden nicht wirklich gewünscht.
  • Die Picknick-Ecke stößt an dieselben Grenzen wie der angedachte Park. Das komplette Entfernen aller Mauern ist im Einklang mit dem Denkmalschutz kaum machbar. Nach der Meinung der Anwesenheiten sollten jedoch Gelegenheiten zum Verweilen im Garten entstehen.
  • Offene Sitzgelegenheiten sowie Unterstände für Radfahrende wurden von allen Anwesenden als Gewinn für das Grundstück angesehen. Sie sollten zwischen Grundstück und Radweg geschaffen werden, damit sie direkt einsehbar und leicht zugänglich sind. Damit würde man aus dem Grundstück eine Oase der Ruhe und Geselligkeit machen, wie es schon auf den Plakaten einhellig gewünscht wurde. Die Reinigung und Pflege der Bänke und Dächer könnte zwar die Gemeinde übernehmen, was allerdings hohe Fixkosten nach sich ziehen würde. Mehrheitliche Zustimmung gab es stattdessen dafür, dass Pächter oder Betreiberinnen des Grundstücks diese öffentlichen Sitzgelegenheiten als Teil ihrer Auflagen mit zu pflegen hätten.


Gastronomie:

Für diesen Vorschlag entwickelte sich im Laufe der Diskussion am meisten Sympathie. Es stellte sich immer mehr heraus, dass sich die anderen Vorschläge unter dem Dach der Gastronomie gut vereinen ließen (z.B. ein Bäcker mit Sitzgelegenheiten, großem Garten, öffentlich zugänglichen Toiletten, Trinkwasserbrunnen und gelegentlichen Kulturveranstaltungen im Garten). Im Wesentlichen wurden drei verschiedene Varianten der gastronomischen Nutzung des Grundstücks besprochen:

  • Viele der Teilnehmenden wünschten sich eine Möglichkeit, kleine Besorgungen zu machen. Einen Tante-Emma-Laden, ein Kiosk oder eine Bäckerei mit größerem Angebot würden den Störmthalerinnen und Störmthalern, aber auch den Touristen am See Freude bereiten. Gerade nach dem Wegfall des Konsums in Störmthal wäre diese Variante belebend für den Ort selbst. Bedenken gab es hier bei Finanzierung und Wirtschaftlichkeit. Wirft z.B. ein kleiner Kiosk so viel ab, dass auch in den Wintermonaten Festangestellte dort verkaufen können? Hier wurde angesprochen, dass eventuell Freiwillige aus dem Ort ab und zu verkaufen könnten. Eine Versorgungssicherheit auf lange Sicht ist jedoch mit Freiwilligen schwer zu gewährleisten.
  • Die zweite Idee zur gastronomischen Nutzung des Grundstücks ging in die Richtung, Restaurant oder Kneipe. Gerade unter der Woche in der Mittagszeit gibt es in Störmthal kaum Möglichkeiten, etwas Warmes zu essen. Das wäre eine sinnvolle Ergänzung zur hiesigen Gastronomie. Hier fällt jedoch das Gegenargument mit der saisonalen Nutzung noch stärker ins Gewicht. Was passiert im Winter, wenn kaum mehr Besucherinnen und Besucher kommen und sich das Geschäft nicht mehr lohnt? Außerdem wurde eine exklusive Gastronomie mit zu hohen Preisen allgemein abgelehnt. Wenn Restaurant, dann mit Preisen, die sich alle Menschen aus Störmthal leisten können.
  • Die dritte Idee, das Grundstück gastronomisch zu nutzen, wurde erst spontan im Workshop geäußert. Anstatt die Kinder- und Jugendeinrichtungen der Gemeinde (KiTas, Horts, Kindergärten, Grundschule) von unterschiedlichen Großküchen beliefern zu lassen, könnte man hier eine Küche schaffen, die frisch für die Jugend der Gemeinde kocht. Die Wirtschaftlichkeit wäre gegeben, weil auch im Winter Schulessen gekocht werden muss. Außerdem könnte es z.B. zur unter der Woche zur Mittagszeit günstige Angebote mit frischem, bürgerlichem Essen für Einheimische und Besucher geben. Allerdings hieße das, dass die Essenskosten für die Eltern der Kinder in unseren Einrichtungen wahrscheinlich steigen würden, weil eine kleine Küche preislich nicht mit der Großgastronomie aus Leipzig mithalten kann. Außerdem gab es Bedenken, dass eine solche „industrielle Nutzung“ an dem schönen und herausragenden Punkt am Störmthaler See fehl am Platz sei.

Am Ende des Workshops fasste Bürgermeister Daniel Strobel den zugrundeliegenden Wunsch aus der Gruppe gut zusammen: Aus der Rödgener Straße 3 soll etwas werden, das die Menschen in Störmthal brauchen und wollen. Auch Touristen sollen daran Gefallen finden. Allerdings soll kein überregionales Highlight entstehen, das noch einmal viel mehr Tourismus anzieht und die Anwohnerinnen und Anwohner eher stört als begeistert.

 

Ausblick

Die drei Varianten zur Gastronomischen Nutzung werden in der Gemeindeverwaltung Großpösna intensiv geprüft. Sobald sich nächste Schritte ergeben und genauer über die Umsetzung der ein oder anderen Idee gesprochen werden kann, beruft die Gemeinde wieder einen offenen Workshop für alle Bürgerinnen und Bürger ein. Dort wird das weitere Vorgehen diskutiert: Was ist wie umsetzbar? Welche Optionen gibt es für Finanzierung und Pacht? Wann treten wir an den Gemeinderat heran?

Die sehr guten und sachlichen Gespräche im ersten Workshop zeigen deutlich: Wenn Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden, bauen sie nicht nur Luftschlösser. Im Gegenteil, sie haben genaue Vorstellungen, viel Sachverstand und eine Menge Erfahrung, die sie mit in die Diskussionen nehmen. Sie wollen das Beste für die Gemeinschaft und diskutieren auf Augenhöhe mit Politik, mit Verwaltung. Die Ergebnisse der Beteiligung sind viel umfangreicher und detaillierter, als es ein Entwurf aus der Verwaltung sein könnte.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten und freuen uns auf den nächsten Workshop!

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